Manual Multicheck® Wirtschaft und Administration
Zusammenfassung
Die Eignungsanalyse Multicheck® Wirtschaft und Administration ist ein Instrument zur berufsbezogenen Eignungsdiagnostik. Abgestimmt auf die berufliche Grundbildung erfasst das Testverfahren verschiedene Eignungsmerkmale aus dem Bereich der kognitiven Fähigkeiten und setzt sie in Bezug zu den Anforderungen der spezifischen Berufslehren im Bereich Wirtschaft und Administration. Mit den individuellen Testergebnissen lassen sich Informationen zur Beurteilung der Berufseignung gewinnen und so bessere Vorhersagen über den Ausbildungserfolg einer Person treffen. Zweck der Eignungsdiagnostik per Multicheck® ist üblicherweise, eine Informationsgrundlage zu schaffen, mithilfe derer Einstellungsentscheidungen zu einer möglichst günstigen Passung zwischen den kognitiven Anforderungen einer Berufslehre und den individuellen Voraussetzungen der Bewerbenden führen. Die Eignungsbeurteilung per Multicheck® Wirtschaft und Administration basiert auf einer Leistungstestung von Fachkompetenzen (Schulwissen), Methodenkompetenzen (Potenzial) sowie Selbst- und Sozialkompetenzen. Der Bereich Fachkompetenzen umfasst Fähigkeiten in Mathematik, Deutsch und Fremdsprachen. Der Bereich Methodenkompetenzen umfasst die Fähigkeit zur erfolgreichen Bewältigung kognitiv anspruchsvoller Aufgaben in unterschiedlichen Gebieten des Denkens, wie zum Beispiel logisches Schlussfolgern, Merkfähigkeit oder Konzentration. Selbst- und Sozialkompetenzen sind kognitive Ressourcen, die der Person eine wirksame Auseinandersetzung mit typischen betrieblichen Aufgaben und Tätigkeiten der Berufslehre ermöglichen (u. a. die Fähigkeit, Kommunikations- und Konfliktsituationen zu meistern). Empirische Untersuchungen zur Reliabilität, Validität und Akzeptanz des Verfahrens stützen die diagnostische Güte des Multicheck® Wirtschaft und Administration.
Inhaltsverzeichnis
📄️ 1. Einleitung: Vorteile von Fähigkeitsdiagnostik
Berufsbezogene Eignungsdiagnostik hat üblicherweise das Ziel, Vorhersagen über den Erfolg, die Leistung und die Zufriedenheit von Personen in spezifischen Positionen und Funktionen in einer Organisation und bei den dort wesentlichen Arbeiten und Tätigkeiten zu treffen (siehe z. B. DIN, 2016; Hülsheger & Maier, 2008; Litzcke, 2003; Schuler, 2014). Das Augenmerk wird dabei auf die Passung zwischen den Voraussetzungen einer Person und den Anforderungen einer zu besetzenden Stelle entlang verschiedener Massstäbe gerichtet. Noch vor verschiedenen anderen Dimensionen für den Abgleich (z. B. biografischer Information im Lebenslauf oder persönlichkeitsbedingter Präferenzen) hat sich dabei die allgemeine Denkfähigkeit (d. h. Intelligenz) als einer der stärksten Prädiktoren bei der Vorhersage von beruflicher Leistung herausgestellt (siehe z. B. Sackett et al., 2022; Schmidt & Hunter, 1998).
📄️ 2. Theoretische Grundlagen und Kompetenzmodelle
Die Beforschung von Intelligenz hat in der wissenschaftlichen Psychologie eine mehr als hundertjährige Tradition. Der Erfolg der Intelligenzforschung lässt sich auch auf ihren praktischen Nutzen zurückführen: Intelligenz hat sich als zuverlässiger und starker Prädiktor von menschlicher Leistung in allen möglichen Domänen des Lebens, in denen das Denkvermögen gefordert wird, herausgestellt (siehe z. B. Carroll, 1993; Rost, 2013). Der Erfolg der Anwendung der Intelligenzforschung lässt sich auch dadurch erklären, dass die Leistungsfähigkeit bei der Messung von Intelligenz schon bei (relativ) kurzer Testdauer (d. h. quasi «im Labor») stark mit der Leistung bei realen Problemstellungen und Aufgaben, bei denen Denkvermögen erforderlich ist (d. h. quasi «in der echten Welt»), übereinstimmt. So lässt sich mit psychologisch-diagnostischer Intelligenzmessung auch die Leistung im beruflichen oder schulisch-akademischen Umfeld erstaunlich gut vorhersagen (Hülsheger et al., 2007; Sackett et al., 2022; Hunter & Hunter, 1984; Salgado et al., 2003a; Salgado et al., 2003b; Schmidt & Hunter, 1998).
📄️ 3. Beschreibung des Verfahrens
Das Konzept des Multicheck® Wirtschaft und Administration orientiert sich einerseits an wissenschaftlich gewonnenen Theorien der Intelligenz, andererseits spielt die Orientierung an praktischen Anforderungen der Berufe im Bereich Wirtschaft und Administration eine zentrale Rolle. Mit der Erfassung von Fähigkeiten mit hohem praktischem Bezug soll eine möglichst genaue Vorhersage für Leistung und Zufriedenheit in einer spezifischen Berufslehre ermöglicht werden. So werden mit dem Multicheck® Wirtschaft und Administration Fähigkeiten erfasst, denen einerseits aus wissenschaftlicher Warte und andererseits aus praktischer Sicht ein hoher prognostischer Wert beigemessen wird.
📄️ 4. Anwendung
Die Eignungsanalyse Multicheck® Wirtschaft und Administration findet ihre Anwendung in der Regel im Übergang von der obligatorischen Schule in die berufliche Grundbildung in der Schweiz. Eingesetzt wird der Multicheck® Wirtschaft und Administration vornehmlich in zwei Anwendungsgebieten um den unterschiedlichen Anforderungen der Berufslehren gerecht zu werden, gibt es Eignungsanalysen für sieben unterschiedliche Berufsgruppen sowie eine besondere Eignungsanalyse für Ausbildungen mit dem Abschluss eidgenössisches Berufsattest, EBA. Im aktuellen Kapitel finden sich Erläuterungen zur Durchführung und zur Auswertung des Multicheck® Wirtschaft und Administration.
📄️ 5. Interpretation der Ergebnisse
Die Testwerte können mit den beschriebenen Definitionen der Kompetenzen und Kompetenzbereiche interpretiert werden (siehe Kapitel «Beschreibung des Verfahrens»). Kognitive Eignung für eine Berufslehre wird insgesamt aufgefasst als die Übereinstimmung zwischen den Anforderungen einer Berufslehre an eine Person und den Voraussetzungen dieser Person betreffend die drei Bereiche: (1) bislang erworbenes Wissen, (2) verschiedene Aspekte der Denkfähigkeit sowie (3) die Befähigung zur erfolgreichen Bearbeitung berufsspezifischer Inhalte und Aufgaben. Diese Eignung wird gemäss Anforderungsanalyse als ein Faktor gesehen, der mit dem Leistungserfolg einer Person in kognitiv anspruchsvollen Bereichen der dualen Berufsbildung zusammenhängt und der nicht zuletzt auch die individuelle Zufriedenheit von Lernenden mit ihrer Lehrstelle begünstigt. Die Anforderungen der verschiedenen Berufe, über die mit dem Multicheck® Wirtschaft und Administration Aussagen getroffen werden können, werden einerseits zur optischen Bestimmung der Passung in der grafischen Darstellung der Ergebnisse (d. h. der Prozentrangwerte) auf dem Ergebnisbericht wiedergegeben (in Form von Anforderungslevels als Minimalanforderung). Andererseits wird zur Quantifizierung der Eignung ein Index der gewichteten Normwerte aller Kompetenzgebiete als «Gesamtpassung zum Beruf» berechnet. Dieser Kennwert beinhaltet die normierte Testleistung der jeweiligen Person aus den verschiedenen Gebieten in allen Kompetenzbereichen (Fach-, Methoden-, Selbst- und Sozialkompetenzen), welche in Bezug zum Anforderungsprofil des gewählten Berufs gesetzt wurde. Diese zwei Anwendungen von Anforderungsprofilen werden in den folgenden Abschnitten genauer beschrieben.
📄️ 6. Testkonstruktion
Die zugrunde liegende messtheoretische Orientierung für die Konstruktion des Multicheck® Wirtschaft und Administration ist die Klassische Testtheorie (siehe z. B. Bühner, 2011; Moosbrugger & Kelava, 2012). Die Konstruktion des Multicheck® Wirtschaft und Administration umfasst den Prozess der Planung und Überprüfung bei der Ausarbeitung der Testaufgaben. Zu Beginn wurden die zu messenden Fähigkeiten (z. B. Merkfähigkeit oder Konzentration) per Anforderungsanalyse identifiziert (siehe Kapitel «Praktische Aspekte bei der Testentwicklung: Anforderungsanalyse») und konzeptuell definiert (siehe Kapitel «Operationalisierung der Konstrukte»). Anschliessend wurden Testaufgaben zur Messung der Fähigkeiten entwickelt. Der Prozess der Testkonstruktion schliesst mit der Ermittlung der Gütekriterien (siehe Kapitel «Testgütekriterien»). Das aktuelle Kapitel beschreibt verschiedene Zwischenschritte der Auswahl und Überprüfung der Testaufgaben. Hier wurden unter anderem das Schwierigkeitsniveau und die sprachlichen Formulierungen der Aufgaben auf ihre Eignung für den Einsatzzweck des Multicheck® Wirtschaft und Administration hin überprüft.
📄️ 7. Testgütekriterien
Die Qualität psychologisch-diagnostischer Messinstrumente wird wissenschaftlich anhand der drei Hauptgütekriterien Objektivität, Reliabilität und Validität beschrieben. Als wichtiges Nebengütekriterien kann die Akzeptanz bei den Teilnehmenden genannt werden. Im Folgenden werden empirische Forschungsergebnisse berichtet, die den Multicheck® Wirtschaft und Administration in Bezug auf diese Gütekriterien beschreiben.
📄️ 8. Literaturverzeichnis
Beauducel, A., Bruntsch, R., & Kersting, M. (in Druck). Disentangling fluid and crystallized intelligence by means of Bayesian structural equation modeling and correlation-preserving mean plausible values. Psychological Test and Assessment Modeling.