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Testkonzept

Tests zur allgemeinen kognitiven Leistungsfähigkeit (d. h. Intelligenz) gehören unter den psychometrischen Verfahren zu den besten Prädiktoren zur Vorhersage von Ausbildungs- und Berufserfolg; dies konnte in diversen international angelegten Studien nachgewiesen werden (siehe z. B. Schmidt et al., 2016; Sackett et al., 2021). Aufgrund der ansteigenden Schwierigkeit der Aufgaben in Verbindung mit der begrenzten Bearbeitungszeit lässt sich das Verfahren als Speed-Powertest beschreiben. Bei der Multicheck® Eignungsanalyse steht die Bestimmung der Passung zwischen den kognitiven Voraussetzungen einer Person und den Anforderungen der zu besetzenden Position im Vordergrund. Das komplementäre Konzept der Multicheck® Eignungsanalyse orientiert sich dabei einerseits an wissenschaftlich gewonnenen Theorien zu Intelligenz1, anderseits spielt die Orientierung an praktischen Anforderungen der betreffenden Berufsfelder eine zentrale Rolle. Durch die Berücksichtigung berufsspezifischer Aufgaben trägt das Verfahren somit den praktisch-realen Anforderungen der Berufsbilder Rechnung. So werden neben Schulwissen (bzw. Fachkompetenzen) und Potenzial (bzw. Methodenkompetenzen) auch berufsspezifische Aufgabengebiete geprüft, wie den Berufsspezifischen Fähigkeiten oder den Selbst- und Sozialkompetenzen. Die berufsspezifischen Aufgabengebiete wurden in enger Zusammenarbeit mit Lehrbetrieben und auf Grundlage der Bildungspläne entwickelt und werden entsprechend der Anforderungen in den verschiedenen Berufslehren unterschiedlich gewichtet. So ergänzen sie die Eignungsanalysen um eine kurze Form der Arbeitsstichprobe, welche neben der Messung der allgemeinen kognitiven Leistungsfähigkeit zu den wichtigsten und stabilsten Prädiktoren für den Lern- und Berufserfolg gilt (siehe z. B. Sackett et al., 2021). Bei den Berufsspezifischen Fähigkeiten handelt es sich um Fähigkeiten und Fertigkeiten, die für das entsprechende Berufsfeld besonders wichtig sind (wie bspw. IT-Grundwissen bei ICT-Berufen oder Biologisch-Chemisches Verständnis für Berufe im Bereich Pharma und Chemie).

Besonderheiten im Multicheck® Wirtschaft und Administration und Detailhandel und Service: In diesen beiden Eignungsanalysen wurde der Begriff der Kompetenz (Fach-, Methoden- und Selbst- und Sozialkompetenzen) eingeführt. Die Änderung wurde in Anlehnung an die Formulierung der letzten Revision der Bildungspläne gemacht. In beiden Berufsfeldern sind Selbst- und Sozialkompetenzen von besonderer Bedeutung, sodass Indikatoren für beide Bereiche anhand berufsnaher Szenarien im Sinne von Situational Judgement Tests erfasst werden. Gleichzeitig sollen aber auch einige berufsspezifische Fähigkeiten erhoben werden, sodass diese (neben klassischer Aufgabengebiete zu den kognitiven Fähigkeiten) unter den Methodenkompetenzen erfasst werden, wie bspw. die Digitalen Kompetenzen.

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In ihrer Form grenzen sich die Multicheck® Eignungsanalysen von klassischen Intelligenztests, aber auch von Schulleistungstests ab: Durch die Kombination von Schulwissen (bzw. Fachkompetenzen) und Potenzial (bzw. Methodenkompetenzen) mit Berufsspezifischen Fähigkeiten oder auch Selbst- und Sozialkompetenzen gehen die Multicheck® Eignungsanalysen klar über einen reinen Intelligenztest hinaus. Durch den berufsspezifischen Anforderungsbezug und die Normierung grenzen sie sich zudem deutlich von Schulleistungstests ab, deren Ziel es ist, festzustellen, inwieweit die schulischen Leistungsziele erreicht wurden und wo schulischer Aufholbedarf besteht.

Normierung

Um die von einer Person erreichten Werte optimal interpretieren zu können, werden sie mit den Leistungen anderer Jugendlicher verglichen, die sich im angegebenen Zeitraum ebenfalls im Bewerbungsprozess auf einen Beruf im jeweiligen Berufsfeld befanden. Sie definieren die Normstichprobe, auf deren Verteilungsbasis die Referenz- beziehungsweise Vergleichswerte gebildet wurden. So können spezifische Aussagen darüber gemacht werden, wie die Testleistung der Person im Vergleich mit anderen Jugendlichen zu bewerten ist. Die Ergebnisse der Bewerbenden werden auf Seite 1 der Auswertung als Balken in Form von normierten Prozentrangwerten angegeben und im Hintergrund werden die Leistungslevels abgebildet, sodass ersichtlich ist, auf welchem Level ihre Leistung jeweils liegt. Die Normierung wird gemäss den Anforderungen der DIN 33430 (Richtlinien für die berufsbezogene Eignungsdiagnostik) in regelmässigen Abständen mit neu erhobenen Daten überprüft und verfeinert. Die Überprüfung findet jährlich statt.

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Die Notwendigkeit der Normierung und der damit verbundenen Bildung von Prozentrangwerten wird anhand eines Beispiels deutlich: Löst eine Person in einem Gebiet 50 Prozent aller Aufgaben richtig (Rohwert), mag dies intuitiv zu der Interpretation führen, dass dies ein durchschnittliches Ergebnis ist, weil die Hälfte aller Aufgaben richtig beantwortet wurde. Nehmen wir jedoch an, dass das Aufgabengebiet im Durchschnitt von allen Personen mit 65 Prozent der Aufgaben richtig gelöst wird (also eher leicht zu lösen ist), so befände sich die Person mit 50 Prozent richtig gelöster Aufgaben unter dem Durchschnitt, was somit beispielsweise einem Prozentrangwert von 30 entsprechen könnte.

Die Angaben zu den hinterlegten Normstichproben können der untenstehenden Tabelle entnommen werden. Um die Lesbarkeit der Tabelle zu vereinfachen hier ein Beispiel zu Wirtschaft und Administration:

Alle Personen, die sich in der aktuellen Normstichprobe für den Multicheck Wirtschaft und Administration befinden, haben sich zwischen Anfang Mai 2023 und Ende April 2024 auf einen Beruf im Bereich Wirtschaft und Administration beworben und im Zuge dessen diesen Multicheck absolviert. Die Vergleichsstichprobe basiert auf 4´342 Personen im Alter zwischen 13 und 35 Jahren (Mittelwert = 15.5 Jahre; Standardabweichung = 2.1 Jahre), am häufigsten sind jedoch 15-Jährige vertreten. 49 Prozent der Personen in der Normstichprobe sind weiblich und die übrigen 51 Prozent männlich

Multicheck® EignungsanalyseGrösse der Normstichprobe (Erhebungszeitraum)Range (Alter)Mittel-wert (Alter)SD (Alter)Modus (Alter)WeiblichMännlich
Attest1´911
(2017/2018)
14 - 3418.03.551643 %57 %
Detailhandel & Service858
(2022/2023)
14 - 5017.95.01549 %51 %
Gesundheit & Soziales1´774
(2023/2024)
13 - 3515.92.81586 %14 %
ICT2´484
(2023/2024)
13 - 3516.03.01510 %90 %
Media & Design855
(2023/2024)
13 - 3315.62.11552 %48 %
Pharma & ChemieAktuell in der Normierungsphase*
Technisch1´612
(2023/2024)
13 - 3416.43.21525 %75 %
Wirtschaft & Administration4´342
(2023/2024)
13 - 3515.52.11549 %51 %

Tabelle 2. Angaben zu den hinterlegten Normstichproben.

* Erstnormierung mit 105 Personen.

Berufsspezifische Anforderungen

Ein weiterer Faktor, der in die Beurteilung der Eignung einfliesst, ist der Abgleich der standardisierten Ergebnisse mit dem Anforderungsprofil eines Berufs. Die Anforderungsprofile in den einzelnen Berufen und die damit verbundene Gewichtung der einzelnen Fähigkeiten entwickelt gateway.one in Zusammenarbeit mit Fachpersonen aus der Praxis wie auch aus der Ausbildung in den Berufsfeldern.

Diese Anforderungen sind auf der ersten Seite des Zertifikats durch farbliche Umrandungen markiert. So wird sofort ersichtlich, ob die unabhängig vom Berufsbild gezeigten Fähigkeiten der Bewerber und Bewerberinnen dem Berufsprofil entsprechen. Die Testleistungen idealer Bewerberinnen und Bewerber sollten sich zugunsten einer guten Passung innerhalb dieser Bereiche befinden oder darüber hinausgehen.

Die Anforderungen unterscheiden sich zwischen den verschiedenen Berufsbildern.

Bei der Durchführung der Multicheck® Eignungsanalyse Attest (EBA) stehen viele verschiedene Berufsbilder mit je eigenen Anforderungsprofilen zur Verfügung:

  • Abdichtungspraktiker/in EBA
  • Agrarpraktiker/in EBA
  • Assistent/in Gesundheit und Soziales EBA
  • Automobil-Assistent/in EBA
  • Bäcker/in-Konditor/in-Confiseur/in EBA
  • Bekleidungsnäher/in EBA
  • Berufliche Grundbildung EBA
  • Chemie- und Pharmapraktiker/in EBA
  • Coiffeur / Coiffeuse EBA
  • Dachdeckerpraktiker/in EBA
  • Dekorationsnäher/in EBA
  • Detailhandelsassistent/in EBA
  • Entwässerungspraktiker/in EBA
  • Fassadenbaupraktiker/in EBA
  • Fleischfachassistent/in EBA
  • Florist/in EBA
  • Formenpraktiker/in EBA
  • Forstpraktiker/in EBA
  • Gärtner/in EBA
  • Gerüstbaupraktiker/in EBA
  • Gipserpraktiker/in EBA
  • Gleisbaupraktiker/in EBA
  • Grundbaupraktiker/in EBA
  • Heizungspraktiker/in EBA
  • Holzbearbeiter/in EBA
  • Industrie- und Unterlags¬boden¬bau¬praktiker/in EBA
  • Kältemontage-Praktiker/in EBA
  • Kaufmann/-frau EBA
  • Küchenangestellte/r EBA
  • Kunststoffpraktiker/in EBA
  • Lackierassistent/in EBA
  • Lebensmittelpraktiker/in EBA
  • Logistiker/in EBA
  • Lüftungsanlagenpraktiker/in EBA
  • Malerpraktiker/in EBA
  • Maurer/in EBA
  • Mechanikpraktiker/in EBA
  • Metallbaupraktiker/in EBA
  • Milchpraktiker/in EBA
  • Oberflächenpraktiker/in EBA
  • Pferdewart/in EBA
  • Plattenlegerpraktiker/in EBA
  • Polisseur/Polisseuse EBA
  • Praktiker/in Hotellerie-Hauswirtschaft EBA
  • Praktiker/in Reinigungstechnik EBA
  • Printmedienpraktiker/in EBA
  • Reifenpraktiker/in EBA
  • Restaurantangestellte/r EBA
  • Sanitärpraktiker/in EBA
  • Schreinerpraktiker/in EBA
  • Seilbahner/in EBA
  • Spenglerpraktiker/in EBA
  • Steinsetzer/in EBA
  • Storenmontagepraktiker/in EBA
  • Strassenbaupraktiker/in EBA
  • Strassentransportpraktiker/in EBA
  • Textilpraktiker/in EBA
  • Uhrenarbeiter/in EBA
  • Unterhaltspraktiker/in EBA

Limitationen

Ein Leistungstest wie die Multicheck® Eignungsanalyse sollte stets als eine Momentaufnahme der Fähigkeiten und Kompetenzen einer Person gesehen werden. Aus diesem Grund kann die Analyse innerhalb einer Testperiode einmal wiederholt werden. Die kognitive Eignung, wie sie mit der Multicheck® Eignungsanalyse erfasst wird, ist eine gute Voraussetzung für eine erfolgreiche Lehrzeit; der Ausbildungserfolg wird jedoch noch von weiteren Faktoren mitbestimmt, wie beispielsweise Motivation oder Fleiss. Die Ergebnisse der Multicheck® Eignungsanalyse sollten daher im Auswahlprozess in Verbindung mit weiteren Informationsquellen eingesetzt werden.

Footnotes

  1. Die Analyse lässt sich als Leistungstest zur Erfassung kognitiver Fähigkeiten in die Cattell-Horn-Carroll-Theorie (CHC-Theorie; McGrew, 2009) einordnen. Nach dieser Theorie gliedert sich Intelligenz hierarchisch: Mehrere spezifische Eigenschaften werden zu allgemeineren Bereichen zusammengefasst und am Ende ergibt sich ein allgemeines Mass.Mehr dazu kann in dem Wissenschaftlichen Manual entnommen werden.