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Konstruktion des Verfahrens

IdentyFi® Pro stellt eine Weiterentwicklung der Persönlichkeitsanalyse Professional dar. Gestützt auf eine Anforderungsanalyse durch verschiedene Personen aus der Praxis der Eignungsbeurteilung sowie gestützt auf die einschlägige empirische Befundlage wurden in einem ersten Schritt theoriegeleitet Items («Fragen» als Fragebogenelemente) generiert oder aus anderen von gateway.one entwickelten Persönlichkeitsverfahren abgeleitet. Diese wurden von mehreren Psychologinnen und Psychologen auf inhaltliche Nähe zum jeweiligen Konstrukt wie auch auf Verständlichkeit hin überprüft. Sämtliche generierten und auf ihren Inhalt geprüften Items wurden einer Stichprobe von über tausend Erwachsenen unterschiedlichen Alters und Hierarchieebenen vorgelegt. Gestützt auf psychometrische Itemkennwerte, faktoranalytische Verfahren und Masse der internen Konsistenz wurde der Itemumfang reduziert, eine finale Zusammenstellung der Items gebildet und diese anschliessend normiert.

Wie bei der Entwicklung von Persönlichkeitsfragebogen üblich, erfolgte die Testkonstruktion im messtheoretischen Rahmen der klassischen Testtheorie. Die Verfahrenskonstruktion begann mit der empirisch-statistischen Überprüfung von 130 Items. Die Konstruktion der finalen Fassung erfolgte in mehreren Schritten, bei denen das Kriterium der faktoriellen Validität und der psychometrischen Güte zur Selektion neuer Items und Generierung neuer Skalen diente (wie im kommenden Abschnitt beschrieben wird).

Im Juni 2021 wurde die Persönlichkeitsanalyse Professional in der Kompetenzanalyse Gesundheit HF durch IdentyFi® Pro ersetzt. Dazu konnten 47 Items übernommen werden, 6 Items mussten geringfügig geändert werden und 29 wurden neu hinzugefügt. Die in die Kompetenzanalyse Gesundheit HF integrierte Version von IdentyFi® Pro wurde auf ihre psychometrische Güte hin überprüft. Diese Überprüfung zeigte auf, dass die Skalenmittelwerte sich zwischen den Personen, die IdentyFi® Pro absolvierten, und jenen, die IdentyFi® Pro im Rahmen der Kompetenzanalyse Gesundheit HF abschlossen, unterscheiden. Diese Unterschiede können auf die ungleichen Anwendungskontexte beziehungsweise die unterschiedlichen Voraussetzungen zurückgeführt werden. Aufgrund dieser Ergebnisse wurde entschieden, eine unterschiedliche Normierung für die beiden Zielgruppen zu verwenden.

IdentyFi® Pro wurde in einem laufenden Entwicklungsprozess mit zusätzlichen Items angereichert, um eine Weiterentwicklung und Optimierung zu ermöglichen. Diese zusätzlichen Items wurden im Juni 2024 ausgewertet und die Persönlichkeitsanalyse dementsprechend angepasst. Aus der Analyse wurden 9 bestehende Items entfernt und 8 Items aus dem Entwicklungsprozess fest integriert.

Faktorenanalytische Konstruktion

Die Personen der Konstruktionsstichprobe bearbeiteten am Computer insgesamt 130 Items auf einer sechsstufigen Likert-Skala von «trifft gar nicht zu» bis «trifft vollkommen zu».

In einem ersten Schritt wurden die 130 Items einer Faktorenanalyse (Hauptachsenanalyse) unterzogen.1 Der Eigenwertverlauf legte eine Sechs- oder Sieben-Faktoren-Lösung nahe. Diese Interpretation des Eigenwertverlaufs wurde von den Ergebnissen einer Parallelanalyse (Horn, 1965) gestützt, die ebenfalls eine Faktorenlösung mit sechs bis sieben Faktoren nahelegte. In einem zweiten Schritt wurden beide Lösungen daraufhin überprüft, welche Items gemeinsam auf einem Faktor luden (mit dem Varimax-Rotationsverfahren). Die Sechs-Faktoren-Lösung ergab gegenüber der Sieben-Faktoren-Lösung insgesamt ein besser zu interpretierendes Ladungsmuster, weshalb im Weiteren die Sechs-Faktoren-Lösung verfolgt wurde.

Ausgehend von den 130 Items, die der Konstruktionsstichprobe vorgelegt wurden, wurden 39 Items aufgrund ungenügender Ladung ausgeschlossen (d. h. kleiner als .35). Die weiteren Berechnungen erfolgten mit den aus diesem Schritt resultierenden 91 Items. Die Faktoren wurden anhand des semantischen und theoretischen Inhalts der Items inhaltlich interpretiert als Gewissenhaftigkeit, Lernwille, Belastbarkeit, Führungsmotivation, Geselligkeit und Offenheit sowie Bereitschaft zur Teamarbeit.

Aufgrund der eher grossen inhaltlichen Breite der noch vorliegenden Items wurde geprüft, ob den ermittelten sechs Faktoren sogenannte Facetten unterliegen. Die Unterteilung einer Dimension in mehrere Facetten wird auch in anderen Persönlichkeitsanalysen vorgenommen und bringt verschiedene Vorteile mit sich. Unter anderem wird mit einem feineren Beschreibungssystem eine differenzierte Beschreibung von Personen ermöglicht (weitere Informationen finden sich unter Ostendorf und Angleitner, 2004).

Facettenbildung

Im Folgenden werden die Auswertungen zur Ermittlung der Dimensionsstruktur in der Konstruktionsstichprobe dargestellt. Die resultierenden 91 Items der vorangegangenen Faktorenanalyse wurden entsprechend ihren Ladungen auf den sechs Faktoren zu sechs Skalen gebündelt. Diese sechs Faktoren wurden wiederum einzeln auf ihre Struktur hin überprüft, indem erneut deren Faktorenzahl bestimmt wurde (mittels Eigenwertverlauf und Parallelanalyse), um mögliche Facetten, also Unterfaktoren, ausfindig zu machen. Anschliessend wurde eine Hauptachsenanalyse mit anschliessendem schiefwinkligen Rotationsverfahren (Oblimin-Kriterium) gerechnet, da innerhalb der Items von einer Abhängigkeit der Facetten ausgegangen werden muss.

In einem zweiten Schritt wurde die interne Konsistenz (Cronbachs Alpha) der neu gebildeten Skalen berechnet als Schätzer der Messgenauigkeit. Cronbachs-Alpha-Werte ab .70 können als akzeptabel, ab .80 als gut und mit .90 oder höher als exzellent bezeichnet werden (George & Mallery, 2002). Ausserdem wurde die Trennschärfe2 der Items innerhalb ihrer Skala überprüft. Die meisten der Items wiesen eine Trennschärfe zwischen .40 und .70 auf und können somit als gut bewertet werden (Moosbrugger & Kelava, 2012). Abweichungen

Bei der Überarbeitung im Jahr 2024 wurden einige Änderungen vorgenommen. Diese sind bei den jeweiligen Dimensionen dokumentiert. Sowohl Cronbachs-Alpha-Werte wie auch die Trennschärfen konnten mit den Änderungen leicht erhöht werden. Die detaillierte Aufführung kann Tabelle 3 entnommen werden.

Führungsmotivation Die Faktorenanalyse von 25 Items der initialen Skala Führungsmotivation legte aufgrund des Eigenwertverlaufs und einer Parallelanalyse (Horn, 1965) zwei «Unterfaktoren» als Facetten nahe. Zwei Faktoren wurden extrahiert und schiefwinklig (oblimin) rotiert. Die Zugehörigkeit der Items zu den Facetten wurde anhand der Ladungsmuster mit Einfachstruktur definiert. Die beiden Faktoren wurden anhand der Items als Facette Durchsetzungsvermögen und Facette Führungswille interpretiert. Es wurden entsprechend vier Items ausgeschlossen, die keine Ladungen oder Doppelladungen auf den Facetten aufwiesen. Bei der Überarbeitung im Jahr 2024 wurden von diesen 21 Items aufgrund der Itemkennwerte 3 Items entfernt. Führungsmotivation wird somit mit 18 Items gemessen.

Footnotes

  1. Für die folgend berichteten Faktorenanalysen wurden jeweils im Vorfeld Bartlett-Tests berechnet und das KMO-Kriterium (Kaiser-Meyer-Olkin-Kriterium) geprüft: Die Voraussetzungen der Daten für die Hauptachsenanalyse waren dabei gegeben.

  2. Die Trennschärfe eines Items bezeichnet den statistischen Zusammenhang (d. h. die Korrelation) der Bearbeitung eines Items mit dem aus der Bearbeitung der gesamten restlichen Items einer Skala (z. B. Sorgfalt) resultierenden Wert. Bei einer hohen Trennschärfe geht eine hohe (bzw. niedrige) Zustimmung zu einem Item mit einer hohen (bzw. niedrigen) Zustimmung zu den anderen Items der Skala einher (d. h. siehe z. B. Bortz & Döring, 2005). Die Trennschärfe gibt also quasi an, wie gut ein Item die Eigenschaft misst, welche die Skala misst, zu der es gehört.