Anwendung des Verfahrens
Die folgenden Kapitel informieren über die Testdurchführung, den Befragungs- sowie Beantwortungsmodus, liefern Angaben zur Auswertung und Interpretation und berichten über verschiedene Anwendungsgebiete.
Informationen zur Testdurchführung
Die Durchführung von IdentyFi® Pro läuft für alle Personen vergleichbar ab. Personen, die IdentyFi® Pro im Rahmen der Kompetenzanalyse Gesundheit HF durchführen, füllen IdentyFi® Pro im Anschluss an die Kompetenzanalyse aus. Die Durchführung findet am Computer statt. Eine gleichzeitige Testung von mehreren Personen (Gruppentestung) ist möglich. Dabei ist darauf zu achten, dass jede Person ungestört und unbeobachtet die Persönlichkeitsanalyse bearbeiten kann. Sämtliche Instruktionen sind Bestandteil der computerbasierten Durchführung und werden zu Beginn des Verfahrens angezeigt.
Fehler in der Durchführung und Auswertung des Verfahrens sind aufgrund der computerbasierten Form von IdentyFi® Pro nicht zu erwarten. Um Fehler in der Interpretation zu vermeiden, wird ein Studium des vorliegenden Interpretationshandbuchs empfohlen.
Zielgruppen
(1) IdentyFi® Pro richtet sich entsprechend der Normstichprobe (siehe Abschnitt 5.4 Normierung) an Erwachsene ab 16 Jahren, die eine Beschreibung ihrer berufsbezogenen Eigenschaften wünschen, zum Beispiel während eines Rekrutierungsverfahrens oder bei einer beruflichen Neuorientierung. Es sind keine geschlechtsspezifischen, altersspezifischen, bildungsabhängigen oder hierarchiespezifischen Untergruppen in den Normen hinterlegt, die Normstichprobe ist jedoch hinsichtlich dieser Kriterien ausgewogen.
(2) Eine zweite Zielgruppe sind Personen, die IdentyFi® Pro im Rahmen der Kompetenzanalyse Gesundheit HF durchführen. Für diese Gruppe existiert eine eigene Normstichprobe (siehe Abschnitt 5.4 Normierung).
Durch die spezifische Normierung für die Persönlichkeitsanalyse Gesundheit HF und die alleinstehende Version von IdentyFi® Pro können die Persönlichkeitsprofile der zwei Analysen nicht miteinander verglichen werden.
Durchführungszeit, Material, Instruktion
Die Durchführung der Persönlichkeitsanalyse dauert ca. zwanzig Minuten, eine Vorbereitung ist nicht vorgesehen. Da die Auswertung automatisiert generiert und anschliessend in elektronischer Form zur Verfügung gestellt wird, nimmt sie für die bearbeitende Person sowie allfällige Testleitende keine Zeit in Anspruch.
Für die Durchführung wird ein Computer mit einem Webbrowser, vorzugsweise Firefox, benötigt. Von einer Bearbeitung am Smartphone oder anderen Endgeräten mit sehr kleinen Bildschirmen wird abgeraten. Eine stabile Internetverbindung ist für eine reibungslose Durchführung zwingend. Unterlagen für Notizen sowie andere Testmaterialien sind nicht nötig. Die Auswertung erfolgt automatisch, weshalb dafür kein weiteres Material notwendig ist. Ansonsten bestehen keine expliziten Anforderungen an die Qualität des Computers und Bildschirms. Eine Durchführung kostet CHF 75.00 (inkl. Mehrwertsteuer). Der Zugang zu IdentyFi® Pro wird über den Link www.gateway.one/identyfipro gewährleistet.
Für Personen, welche die Kompetenzanalyse Gesundheit HF durchführen, ist IdentyFi® Pro Bestandteil der Kompetenzanalyse. Es fallen somit keine zusätzlichen Kosten an. Sämtliche Instruktionen zur Durchführung der Persönlichkeitsanalyse werden vor beziehungsweise während der Durchführung in standardisierter schriftlicher Form im computerbasierten Testverfahren angezeigt. Zu Beginn der Analyse gibt es eine allgemeine Instruktion zur Bearbeitung des Verfahrens mit einem Beispiel zur Veranschaulichung des Beantwortungsmodus. Weitere Informationen werden für die Durchführung nicht benötigt.
Software-Ergonomie
Vor der Testdurchführung erstellt jede teilnehmende Person mittels E-Mail-Adresse und selbst gewähltem Passwort ein Login. Sollte es während der Durchführung zu einer Unterbrechung kommen, ist mittels Logins ein Wiedereinstieg gewährleistet. Falls die Durchführung im Rahmen eines Selektionsprozesses stattfindet, kann die Analyse mittels Identifikations-Code (dieser wird von der Auftraggeberin oder dem Auftraggeber zur Verfügung gestellt) kostenfrei durchgeführt werden. Da nicht per se eine Leistung abgefragt wird, sondern eine Selbsteinschätzung, ist nicht von einer Benachteiligung aufgrund einer Unterbrechung auszugehen. Bei der Durchführung wird per Fortschrittsanzeige der Stand der Bearbeitung angegeben. Es ist möglich, während der Durchführung auf bereits bearbeitete Seiten zurückzukehren und dort Änderungen vorzunehmen. Auf unsachgemässe Bedienung wird mittels Fehlermeldungen hingewiesen. Die Auswertung wird erst generiert, wenn die gesamte Analyse bearbeitet wurde.
Durchführungsvoraussetzungen
IdentyFi® Pro kann als Einzel- oder Gruppentestung durchgeführt werden. Einzeltestungen erfordern keine Testleitung, in Gruppentestungen wird von Testleitenden keine Qualifikation zur Testdurchführung vorausgesetzt. Voraussetzung für die Persönlichkeitsanalyse sind grundlegende Kenntnisse der deutschen Sprache und eine ausreichende Sehfähigkeit.
Bezüglich der Testsituation ist darauf zu achten, dass die Durchführung an einem ruhigen und ungestörten Ort stattfindet. Das Verfahren sollte trotz der Möglichkeit zur Unterbrechung und zum Wiedereinstieg in einer einzigen Sitzung bearbeitet werden. Pausen sind aufgrund der relativ kurzen Bearbeitungszeit nicht nötig.
Befragungs- und Beantwortungsmodus
Wie bei Fragebogen dieser Art üblich, stützt sich IdentyFi® Pro auf die Selbsteinschätzung der befragten Person. Die Befragten geben für verschiedene Aussagen zu unterschiedlichen Situationen und Verhaltensweisen an, wie sehr diese auf sie zutreffen. Bei den Antworten gibt es kein Richtig und Falsch, da erwartet wird, dass unterschiedliche Personen sich unterschiedlich beschreiben. Bei einem eignungsdiagnostischen Einsatz von IdentyFi® Pro sind jedoch je nach Arbeitsumfeld und Anforderungsprofil der Tätigkeit bestimmte Antworten und daraus resultierende Persönlichkeitsprofile passender als andere. Bei der Interpretation der Ergebnisse sollte beachtet werden, dass das Resultat eines Fragebogenverfahrens vom individuellen Beurteilungsmassstab, dem persönlichen Antwortverhalten und der sozialen Erwünschtheit beeinflusst werden kann.
Hat eine Person in ihrem Beurteilungsmassstab zum Beispiel eine Tendenz zur Strenge, so wird sie sich konsistent eher tiefer einschätzen als eine Person mit einem milderen Massstab (Fisseni, 1997). Ein weiterer Faktor, der sich auf die Antworten bei Selbstbeurteilungen auswirken kann, ist soziale Erwünschtheit. Wenn die Teilnehmenden ahnen, welche Verhaltensweisen positiver bewertet werden, können sie die Tendenz zeigen, sich im Sinne der Erwartungen anderer positiver darzustellen, als sie es in Wirklichkeit für zutreffend halten (Moosbrugger & Kelava, 2012). Diese Verzerrung muss jedoch nicht per se etwas Negatives darstellen; sie kann sogar zusätzliche Informationen über die Testperson liefern. Denn richtig einzuschätzen, was als sozial erwünscht gilt, und sich entsprechend darzustellen, erfordert einerseits soziale Kompetenz wie zum Beispiel Einfühlungs- und Vorstellungsvermögen für die erwarteten Angaben wie auch anderseits eine Kompetenz und Motivation zur Anpassung der eigenen Selbstdarstellung (siehe z. B. Marcus, 2003). Die Befunde einer Metaanalyse sprechen ausserdem dafür, dass soziale Erwünschtheit die Aussagekraft von Persönlichkeitsdimensionen auf die Arbeitsleistung nicht beeinflusst (Ones, Viswesvaran & Reiss, 1996).
Grundsätzlich kann bei Persönlichkeitsfragebogen im Rahmen von fordernden Situationen, wie zum Beispiel bei Bewerbungsverfahren, von einer leichten Überschätzung in den Selbsteinschätzungen ausgegangen werden. Dies bedeutet, dass Personen ein Anforderungsprofil erraten können und dazu neigen, sich leicht besser darzustellen, als es tatsächlich ihre Einschätzung ist. Allerdings ist diese positive Verzerrung bei den meisten Personen ähnlich ausgeprägt (McFarland & Ryan, 2000). Diese positive Selbstdarstellung wird bei IdentyFi® Pro mithilfe zweier kontextspezifischer Normierungen ausgeglichen. Das bedeutet, dass die Ergebnisse einer Person im Bewerbungsprozess im Bereich «Gesundheit HF» mit den Ergebnissen anderer Personen verglichen werden, die sich ebenfalls im Bewerbungsprozess im Bereich Gesundheit HF befanden (und daher die Kompetenzanalyse Gesundheit HF durchgeführt haben, an welche die IdentyFi®-Pro-Durchführung angegliedert ist). Durchführungen im alleinstehenden Zugang von IdentyFi® Pro (d. h. ausserhalb einer Durchführung der Kompetenzanalyse Gesundheit HF) werden mit einer allgemeinen Normstichprobe verglichen. Die individuellen Ergebnisse einer Person beziehen sich immer auf die Verteilung der korrespondierenden Werte in der Vergleichsstichprobe.
Der Beantwortungsmodus ist für jede der 81 Aussagen derselbe: Die Personen geben per Mausklick auf einer sechsstufigen Antwortskala an, wie stark die Aussage auf sie zutrifft. Die Antwortstufen gehen von «trifft gar nicht zu» bis «trifft vollkommen zu» (siehe Abbildung 1). Wenn eine Person also beispielsweise keine Freude daran hat, knifflige Aufgaben zu lösen, würde sie die erste Aussage in der Abbildung 1 als vollkommen zutreffend bewerten.
Abbildung 1. Darstellung und Antwortformat der Items
Die beiden Typen der Persönlichkeitsanalyse IdentyFi® Pro – Allgemein und Kompetenzanalyse Gesundheit HF – sind in der Darstellung leicht unterschiedlich. Bei beiden kann mit dem Ausfüllen der Antworten nur fortgefahren werden, wenn pro Seite sämtliche Aussagen beantwortet wurden. Dadurch wird die vollständige Bearbeitung aller Aussagen sichergestellt. Die Registrierung sowie der Abschluss der Analyse sind je nach Zugang etwas anders.
Auswertung und Interpretation
Die Verrechnung der Rohwerte in die Normwerte und deren Darstellung in grafischer und verbaler Form erfolgt computerbasiert. Dabei verläuft die Auswertung der Antworten einer Person folgendermassen: Die einzelnen Antworten werden auf der ihnen zugrunde liegenden Skala (pro Persönlichkeitsdimension eine Skala) aufsummiert. Dabei wird berücksichtigt, ob das Item im Sinne der Skalenausprägung positiv oder negativ formuliert ist. Die Antworten auf negativ formulierte Items werden umgepolt, das heisst die gegebene Antwort wird von der maximalen Antwortausprägung subtrahiert. Fehlende Antworten kommen aufgrund der Programmlogik des Verfahrens nicht vor. Der ermittelte Summenwert wird durch die Anzahl der Items der Dimension dividiert, wodurch je Persönlichkeitsdimension ein Mittelwert die durchschnittliche Zustimmung zu den Items anzeigt.
Dieser individuelle Mittelwert je Skala wird anschliessend durch Bezug zur Normstichprobe in einen Normwert umgewandelt, der eine Aussage über den Vergleich mit der Normierungsstichprobe macht, genauer gesagt über die Position des individuellen Werts in der Verteilung der Werte in der Normstichprobe. Die Angaben der aktuell hinterlegten zwei Normierungsstichproben sind unter Kapitel 5.4 Normierung aufgeführt.
Abbildung 2. Stanine-Werte mit Prozentangabe der Personen mit identischem oder tieferem Wert.
Beschreibung der Bereiche unterschiedlicher Merkmalsausprägung
Viele natürliche Merkmale (z. B. Körpergrösse, Gewicht) verteilen sich bei genügend grosser Stichprobe normal, das heisst symmetrisch und mit einem Schwerpunkt in der Mitte der Verteilung. Mittlere Werte kommen demnach am häufigsten vor. Je stärker ein Wert nach oben oder unten vom Mittelwert abweicht, desto kleiner wird die Anzahl an Personen, die einen solchen Wert aufweisen. Die in der Auswertung gewählte Form der Ergebnisdarstellung ist die sogenannte Stanine-Skala («STAndard NINE», siehe Abbildung 2). Diese weist eine Normalverteilung auf, deren Mittelwert bei 5 und deren Standardabweichung bei 2 liegt. Eine Standardabweichung von 2 Stanine-Punkten oberhalb und unterhalb des Mittelwerts bedeutet, dass über drei Viertel (78 %) der Testpersonen einen Stanine-Wert zwischen 3 und 7 Punkten erreichen. Die Breite zwischen ±1 Standardabweichung um den Mittelwert gilt bei den meisten Skalen (z. B. T-Skala, z-Skala, IQ-Skala) als Durchschnittsbereich und umfasst gut zwei Drittel (68 %) aller Personen. Aufgrund der groben Differenzierung der Stanine-Skala in nur neun Bereiche fallen dementsprechend mehr Personen in den Durchschnittsbereich von ±1 Standardabweichung als bei anderen Normwertsystemen. Der Durchschnittsbereich kann jedoch auch etwas enger definiert werden, und zwar im Fall der Stanine-Skala so, dass ±0.75 Standardabweichungen um den Mittelwert als durchschnittlich gelten (Schmidt-Atzert & Amelang, 2012; Schelten, 1997). Dies entspricht dem Bereich zwischen den Stanine-Werten 4 bis 6, der 54 Prozent der Personen umfasst. Ist bei einer Person beispielsweise die Kontaktbereitschaft zwischen den Stanine-Werten 4 und 6 (54 % aller Personen), ist dies mit der engeren Definition als durchschnittliches Ergebnis zu interpretieren. Im Sinne der engeren Definition werden Werte von 2 oder 3 als niedrige Ausprägungen (19 % aller Personen) und ein Wert von 1 als sehr niedrige Ausprägung (4 % aller Personen) interpretiert. Analog dazu gelten die Werte 7 und 8 als hohe Ausprägung (19 % aller Personen) der Eigenschaft, der Wert 9 als sehr hoch (4 % aller Personen). Mit der Transformation der Rohwerte in die normbezogenen Stanine-Werte wird somit die relative Einordnung und eine vergleichende Darstellung der Personen möglich (siehe Abbildung 2). Die Kurz-Interpretationshilfe im Anhang dieses Handbuchs verwendet die in Tabelle 2 beschriebenen Bereiche «Sehr niedrig» bis «Sehr hoch».
Tabelle 2. Stanine-Werte und Merkmalsbereiche
Rückmeldung der individuellen Ergebnisse und Gliederung der Auswertung
Die Auswertung von IdentyFi® Pro gliedert sich in vier Teile (diese werden bei einer Durchführung Kompetenzanalyse Gesundheit HF hinter den Kompetenzteil angehängt). Der erste Teil beinhaltet Angaben zu der Testperson. Im zweiten Teil (Seite 1) befindet sich die Zusammenfassung des Persönlichkeitsprofils. Die Stanine-Ausprägungen auf den sechs Persönlichkeitsdimensionen werden grafisch dargestellt und in ihrer Ausprägung zwischen eins und neun eingeordnet.
Der dritte Teil der Auswertung findet sich auf den Seiten zwei bis acht. Jedes Persönlichkeitsmerkmal wird kurz definiert und dessen individuelle Ausprägung in Bild- wie auch Textform festgehalten. Daran schliesst eine verbale Beschreibung der jeweiligen Ausprägung auf den Persönlichkeitsdimensionen an. Diese Beschreibung wird hier textbasierte Auswertung genannt. Je nach Ausprägung eines Ergebniswerts auf den Dimensionen lauten diese Beschreibungen unterschiedlich. Personen, die in einer Persönlichkeitsdimension einen Stanine-Wert von 1 erreichen, erhalten für diese Dimension die Beschreibung einer sehr niedrigen Ausprägung. Eine niedrige Ausprägung und dementsprechend eine andere textbasierte Ausprägungsbeschreibung erhalten jene Personen, die einen Stanine-Wert von 2 oder 3 ausgewiesen bekommen. Bei einem Stanine-Wert von 4, 5 oder 6 folgt eine Beschreibung für eine durchschnittliche Ausprägung. Stanine-Werte von 7 und 8 respektive 9 werden als hohe respektive sehr hohe Ausprägung in der textbasierten Auswertung dargestellt. Auf der Dimensions-Ebene finden sich im Persönlichkeitsprofil zudem Vertrauensintervalle (dargestellt durch horizontale Balken). Das Vertrauensintervall zeigt den Bereich um den Messwert an, der in 90 Prozent aller Messungen den wahren Wert der Person beinhaltet. Die Vertrauensintervalle resultieren daraus, dass die Messgenauigkeit (Reliabilität), wie bei Fragebogen dieser Art üblich, nicht perfekt ist.
Zustellung der Auswertung
Bei der Durchführung mit allgemeinem Zugang wird die Auswertung nach vollständiger Durchführung der Analyse innerhalb weniger Minuten automatisch generiert. Die individuelle Auswertung wird anschliessend auf der Übersichtsseite des IdentyFi®-Pro-Logins der Testperson als PDF-Dokument zum Download verfügbar gemacht.
Personen, die im Rahmen eines Rekrutierungsprozesses IdentyFi® Pro bearbeiten (über eine Firma), erhalten nach der Durchführung keinen Zugriff auf die Auswertung. Einzig die Firma, welche den Identifikations-Code für die Durchführung bereitstellte, erhält den Zugriff auf die Auswertungen der von ihr bezahlten Durchführungen. Es steht den Firmen frei, in welchem Umfang eine Ergebnisrückmeldung an die Teilnehmenden stattfindet.
Bei der Durchführung von IdentyFi® Pro im Rahmen der Kompetenzanalyse Gesundheit HF erhalten die Teilnehmenden ihre Auswertung der Persönlichkeitsanalyse mitsamt dem Zertifikat der Kompetenzanalyse.
Anwendungsgebiete
IdentyFi® Pro richtet sich an Personen, die eine Beschreibung ihrer berufsbezogenen Eigenschaften wünschen (z. B. bei beruflicher Neuorientierung), oder an Firmen, die eine Erfassung von arbeitsbezogenen und leistungsrelevanten Persönlichkeitseigenschaften in Personalauswahlverfahren vorsehen. Es gibt per se keine guten oder schlechten Ergebnisse beziehungsweise Persönlichkeitsprofile. Entscheidend für die Interpretation der Testergebnisse ist im Rahmen von Bewerbungsprozessen die Passung des Persönlichkeitsprofils einer Bewerberin oder eines Bewerbers mit den Anforderungen der zu besetzenden Stelle. Ebenso gibt es im Rahmen einer beruflichen Orientierung zu verschiedenen Persönlichkeitsprofilen jeweils berufliche Umwelten, die sich gut (oder auch weniger gut) für die Person eignen.
Einsatz im Bewerbungsprozess
Im Einsatz bei der Auswahl von Bewerberinnen und Bewerbern sollte, vor der Interpretation der Testauswertung, ein Anforderungsprofil erstellt werden. Ein Anforderungsprofil macht Aussagen über die bei der zu besetzenden Stelle erwarteten (z. B. erfolgskritischen) Eigenschaften, die ideale Bewerber und Bewerberinnen mitbringen sollten. Anforderungsprofile richten sich nach konkreten Tätigkeiten der Stelle und teilweise auch nach den Gegebenheiten der Organisation (Weuster, 2004). Zusätzlich können auch minimale und maximale Ausprägungen festgelegt werden, die nicht unter- beziehungsweise überschritten werden dürfen (z. B. «mindestens durchschnittliche Ausprägung von Kontaktbereitschaft»). Bei der Erstellung des Anforderungsprofils hinsichtlich der zentralen Persönlichkeitsmerkmale in IdentyFi® Pro können die in Kapitel 2 oder im Anhang dieses Handbuchs vorhandenen Beschreibungen und Interpretationen der Ausprägungen der einzelnen Persönlichkeitsdimensionen hinzugezogen werden. Die Profile der Bewerber und Bewerberinnen werden üblicherweise mit dem Anforderungsprofil verglichen, um zu einer Aussage über die Eignung zu gelangen. Eine weitere Möglichkeit ist eine Rangreihung mehrerer Bewerber oder Bewerberinnen hinsichtlich ihrer Ausprägungen in den im Anforderungsprofil als relevant definierten Eigenschaften (vgl. DIN, 2016).
Wesentlich ist, dass vor der Interpretation bekannt ist, welche Eigenschaften für eine Stelle besonders wichtig sind. Haben Stelleninhaber oder Stelleninhaberinnen beispielsweise häufigen Kontakt zu Kundinnen und Kunden, wird meist eine starke Ausprägung der Kontaktbereitschaft erwünscht sein. Da eine hohe Ausprägung von Kontaktbereitschaft auch mit dem Bedürfnis nach neuen und abwechslungsreichen Kontakten verbunden ist, könnte sich diese wiederum negativ auf die Zufriedenheit und die Arbeitsleistung auswirken, sollte das berufliche Umfeld beispielsweise aus einem festen Team mit wenig Aussenkontakt bestehen.
IdentyFi® Pro stellt ein Werkzeug zur Persönlichkeitsbeschreibung dar. Dieses Bild kann und sollte mit anderen Quellen (z. B. Arbeitszeugnisse, Arbeitsproben) abgeglichen werden. Bei Ungereimtheiten zwischen den Ergebnissen von IdentyFi® Pro und weiteren Unterlagen des Bewerbungsdossiers kann beim Bewerbungsgespräch durch gezieltes Ansprechen Klarheit geschaffen werden. So können Missverständnisse vermieden und Fehlinterpretationen reduziert werden.
Einsatz bei Privatpersonen
IdentyFi® Pro kann auch ausserhalb eines Bewerbungsprozesses eingesetzt werden. So kann das Verfahren dazu genutzt werden, das eigene Selbstbild mit der Auswertung abzugleichen und dadurch mehr über eigene berufs- und leistungsbezogene Persönlichkeitseigenschaften zu erfahren. Im Rahmen einer beruflichen (Neu-)Orientierung kann IdentyFi® Pro dabei helfen, für das individuelle Persönlichkeitsprofil geeignete berufliche Umwelten ausfindig zu machen. Die Eigenschaften Gewissenhaftigkeit (Sorgfalt, Zuverlässigkeit), Lernwille, Belastbarkeit (Funktionieren unter Belastung, Leistungsbezogene Sicherheit), Führungsmotivation (Durchsetzungsvermögen, Führungswille), Geselligkeit und Offenheit (Kontaktbereitschaft, Einfühlungsvermögen) sowie Bereitschaft zur Teamarbeit geben Hinweise darauf, in welchen Funktionen oder Positionen Personen zufrieden sind und ihre Leistungsfähigkeit zur Geltung bringen können. Beispielsweise können leitende Positionen für Personen mit niedriger Führungsmotivation ungeeignet sein, wenn sie darin keine Zufriedenheit erfahren.
Dank der textbasierten Auswertung können auch Personen ohne Kenntnisse in Persönlichkeitsverfahren, Diagnostik oder der Interpretation psychologischer Tests adäquate Informationen zu ihrem Persönlichkeitsprofil gewinnen. Das Studium des vorliegenden Interpretationshandbuchs wird empfohlen. Sollte bei der Interpretation Hilfe benötigt werden, so kann sich der private Anwender oder die private Anwenderin an die Herausgebenden dieses Verfahrens wenden.