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Interpretation des Zertifikats

Seite 1 der Auswertung

Alle Angaben auf der ersten Seite beziehen sich auf Testleistungen, die schon zur Normstichprobe in Bezug gesetzt wurden. Das heisst, dass hier die prozentual korrekt gelösten Aufgaben im Vergleich zu allen anderen Bewerbenden auf einen Beruf in Wirtschaft und Administration oder Detailhandel und Service angegeben werden (siehe Normierung). Die Ergebnisse werden sowohl grafisch wie auch numerisch dargestellt.

Gesamtpassung zum Beruf

Zu Beginn der ersten Seite wird der Wert «Gesamtpassung zum Beruf» numerisch und grafisch abgebildet. Er wird berechnet, indem die Testleistung der jeweiligen Person aus den verschiedenen Gebieten in den drei Bereichen (Fach-, Methoden-, Selbst- und Sozialkompetenzen), welche in Bezug zum Anforderungsprofil des gewählten Berufs gesetzt wurde, standardisiert und normiert wird. Dabei werden die Gebiete je nach Anforderungsprofil unterschiedlich stark gewichtet: Sind Gebiete für das Berufsbild relevanter, so erhalten sie ein stärkeres Gewicht bei der Berechnung der Gesamtpassung und haben somit mehr Einfluss auf die Ab- oder Zunahme der Gesamtpassung. Nach dieser berufsspezifischen Gewichtung wird der Wert erneut standardisiert, wodurch knapp 70% der Personen einen Wert zwischen -1 und 1 erhalten, da die meisten Personen ein solches Ergebnis erzielen. Ergebnisse höher als 1 oder tiefer als -1 werden prozentual seltener (siehe Abbildung 2). Je höher die Testleistung ausfällt (insbesondere in den stark gewichteten Gebieten), desto grösser wird die Gesamtpassung zum Beruf.1 Die «Gesamtpassung zum Beruf» ist ein stark zusammengefasster Kennwert. Wenn im Auswahlprozess von Interesse ist, wo die Stärken und Schwächen einer Person liegen, sollte das Augenmerk auf die Ausprägungen in den einzelnen Bereichen und Gebieten gerichtet werden.

Gesamtpassung Abbildung 2. Gesamtpassung zum Beruf auf Seite 1 der Auswertung.

Prozentrangwerte in den Fachkompetenzen und Methodenkompetenzen

Wie der Abbildung 3 entnommen werden kann, sind die normbezogenen Ergebnisse der individuellen Testleistungen in verschiedenen Abschnitten angegeben. Die Leistungen in den einzelnen Gebieten (wie z. B. Deutsch oder Logik) entsprechen den Rohwerten (Prozentsatz der richtig gelösten Aufgaben), welche durch den Bezug zur Normstichprobe zu Prozenträngen transformiert wurden. Sie sind grafisch jeweils grau abgetragen. Über den Gebieten stehen die Bereichswerte («Fachkompetenzen» oder «Methodenkompetenzen»). Sie ergeben sich aus den aggregierten Rohwerten in den jeweiligen Gebieten, welche anschliessend zu Prozenträngen transformiert wurden. Der darüber abgebildete Bereichswert «Fach- und Methodenkompetenzen» kommt durch die aggregierten Rohwerte der beiden Bereiche «Fachkompetenzen» und «Methodenkompetenzen» zustande (mit anschliessender Transformation in einen Prozentrangwert). Diese übergeordneten Werte sind grafisch blau gekennzeichnet. Damit die Bereichswerte «Fachkompetenzen» sowie «Fach- und Methodenkompetenzen» vergleichbar sind zwischen Jugendlichen, die eine unterschiedliche Wahl bei der zweiten Fremdsprache getroffen haben (Französisch oder Italienisch), fliesst die Testleistung in der zweiten Fremdsprache nicht in die Bereichswerte ein.

Fach- und Methodenkompetenzen Abbildung 3. Prozentrangwerte für die Fach- und Methodenkompetenzen (blaue Balken) und deren Gebiete (graue Balken) auf Seite 1 der Auswertung (es sind beispielhaft die Anforderungslevels für den Beruf Kaufmann/-frau EFZ dargestellt).

Die Werte sind als Prozentrangwert berechnet worden, was bedeutet, dass ihnen entnommen werden kann, an welcher Position sich ein Bewerber oder eine Bewerberin in der Verteilung der Ergebnisse in der Normstichprobe befindet. Gleichzeitig zeigt die grüne Umrandung, welches Leistungsniveau ideale Bewerberinnen und Bewerber gemäss Anforderungsprofil für den ausgewählten Beruf in den einzelnen Gebieten mitbringen sollten. Werden die Anforderungen unterschritten beziehungsweise übertroffen, so wird das Gebiet zusätzlich mit einem Dreieck markiert, dessen Spitze nach unten beziehungsweise nach oben zeigt. Bei der Interpretation der einzelnen Gebietswerte wird empfohlen, bei einem Prozentrangwert, der das Anforderungsniveau unterschreitet, die Abweichung nicht überzubewerten und die entsprechende Kompetenz nochmals bezüglich ihrer Relevanz für das entsprechende Berufsbild und/oder Unternehmen zu beurteilen. So sollte zum Beispiel bei einem Unterschreiten der Anforderungen im Gebiet Englisch abgeschätzt werden, ob gute Englischkenntnisse in diesem spezifischen Lehrbetrieb und im Berufsalltag häufig gebraucht werden. Liegen mehrere relevante Gebietswerte unter dem Anforderungsniveau, deutet dies jedoch darauf hin, dass die Person die Voraussetzungen für den angestrebten Beruf nicht erfüllt. Dies kann zur Folge haben, dass die gewählte Berufslehre in den Bereichen Wirtschaft und Administration oder Detailhandel und Service nicht oder nur mit Schwierigkeiten abgeschlossen werden kann.

Information

Ein Prozentrangwert gibt an, wie viele Prozent der Vergleichsstichprobe einen niedrigeren oder maximal ebenso hohen Wert erzielt haben (also wie viele Personen über geringere oder vergleichbare Fähigkeiten verfügen). Die Ausprägung kann zwischen 0 und 100 liegen. Ein Prozentrangwert von 75 bedeutet beispielsweise, dass die Leistung der Person höher oder maximal gleich hoch ausfällt als bei 75 Prozent der Vergleichsstichprobe. Gleichzeitig bedeutet es, dass nur 25 Prozent eine noch höhere Leistung erzielt haben.

Leistungslevels Selbst- und Sozialkompetenzen

Die Ergebnisse aus den Szenarien im Bereich der Selbst- und Sozialkompetenzen (z. B. «Beschwerde») werden als Leistungslevels mittels grauer Flächen dargestellt (siehe Abbildung 4). So bedeutet zum Beispiel ein Ergebnis im Leistungslevel am rechten Rand, dass höhere Werte erzielt wurden als bei 80 Prozent der Normstichprobe. Die grüne Umrandung zeigt wiederum an, welches Leistungslevel Bewerberinnen und Bewerber in dem entsprechenden Bereich idealerweise mitbringen sollten (Anforderungsprofil). Gebiete, bei denen die Anforderungslevels übertroffen oder unterschritten wurden, werden auch hier wieder durch Dreiecke markiert.

Bereich Selbst- und Sozialkompetenzen Abbildung 4. Leistungslevels im Bereich Selbst- und Sozialkompetenzen (es sind beispielhaft die Anforderungslevels für den Beruf Detailhandelsfachmann/-frau EFZ dargestellt).

Seite 2 der Auswertung

Rohwerte Fach- und Methodenkompetenzen

Auf dieser Seite sind die individuellen Rohwerte der Fach- und Methodenkompetenzen unabhängig von den beruflichen Anforderungen und ohne einen Vergleich mit der Normstichprobe dargestellt (siehe Abbildung 5). Hier wird auch deutlich, welche Untergebiete innerhalb eines Gebiets konkret erfasst werden (in «Mathematik» z. B. die «Schätzaufgaben» und das «Rechnen»). Dabei wird grafisch abgetragen, welcher Anteil der Aufgaben (1) korrekt gelöst, (2) bearbeitet, aber falsch gelöst, und (3) nicht bearbeitet wurde. Pro Gebiet (wie «Mathematik») werden die Werte der entsprechenden Untergebiete gemittelt und als Durchschnitt angegeben. Der blaue Bereich der Rohwerte-Balken («korrekt gelöst in %») zeigt zum Beispiel, wie viele Prozent aller Aufgaben im entsprechenden Gebiet beziehungsweise Untergebiet richtig gelöst worden sind. So sagt ein Rohwert von 49 bei «korrekt gelöst in %» aus, dass von der Person 49 Prozent der Aufgaben, die in diesem Untergebiet enthalten sind, richtig gelöst worden sind.2 Gleichzeitig sehen wir, dass weitere 47% falsch gelöst wurden (roter Balken) und 4 Prozent der Aufgaben nicht bearbeitet wurden.

Der über jedem Gebiet liegende grüne Balken «Selbsteinschätzung» ist die persönliche Einschätzung der Person, wie viele Prozent der Aufgaben sie ihrer Meinung nach im Aufgabengebiet richtig gelöst hat. Die Selbsteinschätzungen werden in Schritten von 10 Einheiten auf einer Skala von 0 bis 100 Prozent vorgenommen. Vergleicht man diese Angabe mit dem breiten blauen Balken, der den Anteil korrekt gelöster Aufgaben pro Gebiet zusammenfasst, lässt sich ablesen, wie gut es einer Person gelungen ist, die eigene Leistung während der Testbearbeitung einzuschätzen.

Ausserdem wird pro Gebiet der Anteil der genutzten beziehungsweise übrig gebliebenen Zeit bei der Bearbeitung der Untergebiete zusammengefasst.

Fach- und Methodenkompetenzen Abbildung 5. Beispielhafte Rohwerte der Fach- und Methodenkompetenzen auf Seite 2 der Auswertung einer Eignungsanalyse Wirtschaft und Administration.

Somit könnten die Erkenntnisse der ersten Seite im Einzelfall vertieft nachvollzogen werden. Wichtig ist jedoch, dass diese Werte nur deskriptive Aussagen über die individuelle Leistung dieser Person machen und keine Anhaltspunkte geben, ob die Anforderungen für eine bestimmte Ausbildung erfüllt sind oder wie die Ausprägungen im Verhältnis zur Vergleichsstichprobe ausfallen. Daher wird die Interpretation der Rohwerte ohne Schulung nicht empfohlen.

Seite 3 der Auswertung

Rohwerte Selbst- und Sozialkompetenzen

Auf Seite 3 sind die Rohwerte aus der Bearbeitung der Aufgaben zu den Selbst- und Sozialkompetenzen dargestellt (siehe Abbildung 6). Für jedes der fünf Szenarien wird aufgeführt, wie gut die Person die zugrunde liegenden Aufgaben im Szenario gemeistert hat. Pro Aufgabe im Szenario gibt es vier vorgefertigte Handlungsmöglichkeiten als Antwortalternativen, aus denen die Person jene auswählen muss, die sie für die beste hält. Diese Handlungsmöglichkeiten wurden gemeinsam mit Expertinnen und Experten aus den unterschiedlichen Berufsfeldern erarbeitet und danach beurteilt, als wie wünschenswert dieses Verhalten in der gegebenen Situation beurteilt wird. Im linken Feld der Darstellung der Rohwerte auf Seite 3 wird als vertikaler Balken zusammengefasst, wie gross der Anteil der jeweils besten, zweitbesten, drittbesten und viertbesten Antworten in der Auswahl der Person war.3

Selbst- und Sozialkompetenzen Abbildung 6. Selbst- und Sozialkompetenzen – Beispielhafte Darstellung der erzielten Rohwerte und der dazugehörenden Selbsteinschätzung eines Szenarios im Detailhandel und Service auf Seite 3 der Auswertung.

Nach der Bearbeitung jedes Szenarios müssen die Jugendlichen wieder eine Selbsteinschätzung abgeben, bei der sie beurteilen, (1) wie gut es ihnen gelungen ist, die simulierte Situation zu meistern, (2) wie gut es ihnen gelingen würde, in der Lehre mit ähnlichen Situationen umzugehen, und (3) wie sehr sie lernen möchten, mit solchen Situationen umzugehen. Die Selbsteinschätzungen werden in Schritten von 10 Punkten auf einer Skala von 0 bis 100 Punkten vorgenommen und in diesem Format auf der rechten Seite der Darstellung im Zertifikat als horizontale Balken wiedergegeben. Wie der Abbildung 6 zu entnehmen ist, hat diese Person im Szenario »Kundenkontakt» am häufigsten die beste Reaktion (3 Punkte) gewählt und sich selbst ausserdem realistisch eingeschätzt. Darüber hinaus zeigt sie ein grosses Interesse daran, in diesem Bereich mehr zu lernen.

Seite 4 der Auswertung

Arbeitsstil

Das Arbeitsstildiagramm stellt die Kombination von Aspekten der Arbeitsqualität mit Aspekten des Arbeitstempos in ausgewählten Gebieten grafisch dar (siehe Abbildung 7). Diese Darstellung ist wieder im Vergleich zur Normstichprobe berechnet worden. So steht die senkrechte Achse für die Arbeitsqualität, welche ausdrückt, wie viele der bearbeiteten Aufgaben im Vergleich zur Normstichprobe richtig gelöst wurden.4 Die horizontale Achse gibt an, wie viel Zeit im Vergleich zur Normstichprobe für die Bearbeitung eines Gebiets benötigt wurde beziehungsweise wie gross zusammengenommen der Anteil der übrig gebliebenen Zeit bei der Bearbeitung der verschiedenen Aufgabenuntergebiete war. Der dunklere Bereich in der Mitte zeigt an, wo die meisten Bewerbenden auf Berufe der Wirtschaft und Administration oder des Detailhandels und Service liegen. Die Gebiete sind je nach Eignungsanalyse mit unterschiedlichen Symbolen gekennzeichnet.

Arbeitsstildiagramm Abbildung 7. Arbeitsstildiagramm auf Seite 4 der Auswertung.

Dazu zwei Beispiele: Wird ein Gebiet im Quadranten links unten dargestellt, bedeutet dies, dass sowohl die Qualität als auch die Bearbeitungsgeschwindigkeit eher unter dem Durchschnitt liegen. Die Person hat verglichen mit der Normstichprobe langsamer und weniger exakt gearbeitet. Wird ein Gebiet im Quadranten rechts oben dargestellt, wurden die Aufgaben nicht nur eher überdurchschnittlich exakt, sondern im Vergleich auch schneller bearbeitet.

Das Arbeitsstildiagramm kann Hinweise auf die typische Arbeitsweise der Kandidatinnen und Kandidaten geben. Welcher Arbeitsstil erwünscht ist, hängt dabei massgeblich vom Anforderungsprofil der entsprechenden Ausbildung und des konkreten Arbeitsplatzes ab. Das Arbeitsstildiagramm macht dabei keine eindeutigen Aussagen über die Testleistung, wie sie auf Seite 1 der Auswertung dargestellt ist. So kann auch bei einer niedrigen Testleistung die Arbeitsqualität hoch sein, etwa wenn nur wenige Aufgaben bearbeitet, aber alle korrekt gelöst wurden.

Textschreiben

Als letztes Element der Auswertung wird das Ergebnis der Aufgabe «Textschreiben» abgebildet (siehe Abbildung 8). Beim Textschreiben stehen den Kandidaten und Kandidatinnen verschiedene vorgegebene Themen zur Verfügung, aus denen sie eines auswählen sollen – wie zum Beispiel «Was würdest du machen, wenn du ein Jahr lang Ferien hättest?». Anschliessend haben sie bei Wirtschaft und Administration 15 Minuten und beim Detailhandel und Service 10 Minuten Zeit, einen individuell gestalteten Text zu dem Thema zu schreiben, wobei ihnen weder ein Rechtschreibprogramm noch eine Autokorrektur zur Verfügung steht. Die für das Textschreiben verwendete Zeit wird im Zertifikat in Minuten und Sekunden angegeben.

Textschreiben Bild: Abbildung 8. Beispielhafte Aufgabe Textschreiben auf Seite 4 der Auswertung für den Detailhandel und Service.

Dieser Text wird nicht durch gateway.one bewertet und fliesst auch nicht in die Auswertung auf den davorliegenden Seiten ein. Er ermöglicht den Organisationen aber einen ersten subjektiven Eindruck von den Fähigkeiten bezüglich Rechtschreibung, Interpunktion und Grammatik und zeigt darüber hinaus die Kompetenzen beim Formulieren. Ob und wie dieser Text als Beurteilungsgrundlage hinzugezogen wird, liegt im Ermessen der Lehrbetriebe.

Footnotes

  1. Technisch ausgedrückt wird die Gesamtpassung zum Beruf berechnet, indem zuerst die Rohwerte der Person in Bezug zur Normstichprobe z-transformiert werden. Der daraus resultierende Normwert wird pro Gebiet mit einem Anforderungsgewicht multipliziert, die Summe dieser Produkte wird daraufhin erneut mit den Ergebnissen aus der Normstichprobe z-transformiert. Somit lässt sich die Position einer Person in der Verteilung der Ergebnisse im Sinne eines Normwertes ermitteln.

  2. Die Rohwerte, die auf Seite 2 bei «korrekt gelöst in %» dargestellt sind, werden durch Normbezug zu den Prozentrangwerten umgewandelt, die auf Seite 1 der Auswertung dargestellt sind.

  3. Die besten Antwortalternativen geben pro Aufgabe im Szenario drei Punkte in der Testauswertung, die zweitbesten Antwortalternativen zwei Punkte, die drittbesten einen Punkt und die viertbesten Antworten fliessen mit null Punkten in die Berechnung ein, die auch für die normbezogenen Ergebnisse auf Seite 1 der Auswertung verwendet werden.

  4. Arbeitsqualität bezeichnet, wie viele Prozent der von der Person bearbeiteten Aufgaben im entsprechenden Gebiet beziehungsweise Untergebiet richtig gelöst wurden. Hier wird berücksichtigt, wie viele Aufgaben eine Person tatsächlich bearbeitet hat. Ein Wert von 75 bedeutet beispielsweise, dass 75 Prozent der Aufgaben, die bearbeitet wurden, auch richtig gelöst wurden (z. B. 6 richtig gelöste von 8 bearbeiteten Aufgaben bei 2 unbearbeiteten Aufgaben).